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WETTBEWERB BETRIEBSGEBÄUDE AUTO AG ALTDORF UR 2004

Situation

Die ortsbauliche Ausgangslage gibt nicht viel mehr als die orthogonale Ausrichtung der neuen Halle vor. Der zweite situative Entscheid folgt dem Konzept, den Landverbrauch minimieren zu wollen. Deshalb liegt der Neubau am südwestlichen Geländerand und kann den gesetzlichen Gebäudeabstand zum Gewässer für die ausgedehnten Aussenanlagen nutzen. Der letzte wesentliche Faktor ist der Föhn - diese spezifisch urnerische mikroklimatische Besonderheit veranlasst uns, die Tore der eher zugigen Roll-On/Roll-Off-Hallen an den windabgewandten Seiten zu platzieren. Einen zusätzlichen Windschutz für die Werkstätten bieten die eingezogenen, überdeckten Vorplätze.

Architektur und Organisation

Das Neubauvolumen wird durch die Hallen der benachbarten RUAG volumetrisch dominiert. Der Bau vermag sich dennoch zu behaupten, indem sich seine Grundform auf ein Quader reduziert und er sich durch seine besondere Ausprägung der Fassaden von den industriellen Banalitäten der Nachbarschaft abhebt. Die Fassade aus hellorange eingefärbtem glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) ist transluzent. Nachts schimmert die Hallenbeleuchtung durch die präzis angeordneten Fenster, die sich teilweise hinter den Fassadenplatten befinden, und lässt das Innere erahnen; tagsüber irisiert sie im Licht.

Die Büros mit ihrem Öffentlichkeitsbezug sind in einem zweigeschossigen Trakt entlang der Strasse angeordnet und verfügen über eine schöne Aussichtslage. Die Werkstätten und die Waschstrasse folgen in einer nächsten Gebäudeschicht und werden mit Oblichtern von der Nordostseite her belichtet. Am anderen Gebäuderand ist die Einstellhalle für die Busse. Damit kann eine energetisch optimierte Zonierung geschaffen werden; die Bereiche mit der gleichen Innentemperatur sind zusammengefasst und hierarchisch aufgereiht.

Der Fahrverkehr um die Halle kreist im Gegenuhrzeigersinn. Dadurch entstehen keine Kreuzungen im Zufahrtsbereich. Im verbleibenden nordöstlichen Aussenraum wird die bestehende Retentionsfläche vergrössert.

Konstruktion

Wir schlagen einen kostruktiven Holzbau vor. Zunächst verbreitet Holz als Baustoff in einem Haus, in dem auch gearbeitet wird, grundsätzlich eine positive Aura. Dann ist der ökologische Mehrwert in Betracht zu ziehen - gerade für eine Unternehmung, die dem ÖV dient: Holz ist ein CO2-neutraler Baustoff. Er ist einheimisch und deutlich unternutzt. Jährlich wachsen in Schweizer Wäldern 7.5 Mio m3 Holz nach, nur 5 Mio m3 können verkauft werden. Es besteht im Vergleich zu den derzeit explodierenden Stahlpreisen zudem eine grössere Kostensicherheit.

Materialien und Dimensionen

Die Fundation besteht aus einer Bodenplatte mit Frostriegel auf Fertigbetonpfählen.

Die Stützen der Halle sind verleimte Holzbinder. Die Wand zwischen der Einstellhalle und der Werkstatt erfüllen auch die Funktion als Brandabschnitt und besteht aus KS in Industriequalität. Die Primärstatik ist ein Fachwerkträger aus Brettschichtelementen; Untergurt und Obergurt 240/240, Hauptdiagonalen 160/240, Nebendiagonalen 100/100. Die Zugelemente sind aus Stahl FLA 12/100. Als Sekundärstatik dient eine Balkenlage mit darüberliegenden OSB-Platten. Diese versteifen die Konstruktion gegen Normalkräfte.

In den Büros besteht der Boden aus Brettschichtträgern. Die Fassade ist aus ausgedämmten Holzkassetten mit einer Lattung für die Hinterlüftung und GFK-Wellplatten als Aussenhaut.

Die Belichtung der Einstellhalle erfolgt über die Transluzenz der GFK-Platten. In den beheizten Bereichen sind einfache Holzfenster hinter GFK-Platten vorgesehen.

Die Falttore verfügen über Metallrahmen mit Füllungen aus Acrylglas bei den Werkstätten (Aussicht) oder GFK bei der Einstellhalle.